Die letzten Tage habe ich weder viel ins Web noch in andere Nachrichtenkanäle geschaut. Deswegen habe ich erst heute mitbekommen, dass eine Frau dahin gegangen ist, deren Name beinahe schon selbst aus jener Stadt kommen könnte, die den Rahmen ihres Sprachwitzes stellte: Entenhausen. Die Rede ist von Dr. Erika Fuchs, die Donald Duck, Micky Maus und all den anderen beseelten Tierwesen aus jenen Gassen und Straßen manche Sprachvignette in den Mund legte.



Bei dieser Tätigkeit legte sie eine Sorgfalt und Liebe an den Tag, die den selbst schon liebevoll gestalteten Comics von Carl Barks nicht nur stützend zur Seite stand, sondern diese noch um manche Nuance erweiterte, die zwar maßgeblich, aber nie vorrangig sich gerierte. Ich erinnere mich an Jugendzeiten, wo mir Dr. Erika Fuchs zwar dem Namen nach noch kein Begriff war, aber in denen ich sauer verdientes Geld - ich fischte mit einem lieben Freund beim lokalen Golfplatz im Fluß nach Golfbällen, die daneben gegangen waren, um sie dann wieder an die Spieler zu verkaufen - so schnell es nur eben ging zum Bahnhofskiosk trug, um mich dort mit den schönen Donald-Duck-Alben einzudecken (und mit genügend Naschwerk natürlich, um die Lektüre im Bett zu versüßen). Es waren Stunden voller Glück, in denen ich mich in diese Abenteuerwelt vertiefte, und schon damals war mancher Sprechblaseninhalt von ganz besonderem Wert für mich.

Bemerkt habe ich dies erst letzten Winter, als ich mich über die Weihnachtstage, wie fast jedes Jahr, in meiner Wohnung eingrub und die Welt mied. Aus der Stadtteilbibliothek hatte ich zuvor knapp zwei Dutzend Barks-Alben entliehen, um mal zu schauen, was vom alten Glanz übrig geblieben ist. Meine erste Begegnung mit den Abenteuern der Ducks seit über 10 Jahren, Minimum - und das Verwunderlichste, aber auch Schönste: Seitenweise fielen mir die pointierten Dialoge wieder ein, die Sprachschönheit, die sich mir erst jetzt im ganzen Maße, auch rückblickend, erschloss. Die Bonmots kamen allesamt wieder und wo die Story - für gewöhnlich von Barks zwar trickreich ersonnen, aber, natürlich, eben auch kindlich naiv, zuweilen auch mittlerweile ein wenig altbacken - hie und da etwas langweilte, so war es doch ein großes Vergnügen, über Dr. Erika Fuchsens Sprachbasteleien auf kleinstem Raume zu stolpern, sie wieder wert schätzen zu lernen.



Nun ist sie gestorben, 98jährig. Das ist ein Alter, in dem man in Frieden sterben darf, ohne dass es vieler Tränen der Menschheit bedarf. Dass sie fehlen würde, wäre zuviel gesagt. Von meiner Seite aus ist es ein respektvoller Abschied: Sie hat Generationen von Lesern das erste Tor zur Schönheit der Sprache geöffnet, sie hat einer seinerzeit zumal in Deutschland eher beschossenen, denn begossenen Kunstform eine bis dato kaum gekannte Liebe angetragen und damit ihren Anteil am Reichtum dieser bis heute und trotz allem schönen welt beigetragen. Ihre Übersetzungen sind Klassiker, schöne Sprachspiele im Rahmen des Möglichen einer rigide begrenzten weißen Fläche eines zudem begrenzten Panels. Ein Denkmal in Entenhausen ist ihr sicher, neben all den Denkmälern in den unzähligen Herzen ihrer Fans. Danke, Erika!

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Die schönen Bilder - vor allem das "käsende Hirn" ist ein Klassiker meiner Jugendlektüre - habe ich dem ebenso schönen Nachruf von Kollege und Internet-Bekanntem Christian Keßler entnommen. Dem vielleicht schönsten im übrigen, den man dieser Tage lesen konnte.


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