Nachdem die Bildzeitung ihre Comicklassiker-Reihe nach Vorbild der erfolgreichen SZ-Bibliothek bereits vor einigen Wochen begann, ist seit heute auch die erste Veröffentlichung des Pendants der Frankfurter Allgemeinen in den Läden erhältlich. Oder vielmehr: Sollte seit heute erhältlich sein, ich selbst jedenfalls musste am Nachmittag fünf beileibe nicht schlecht sortierte Buch- und/oder Zeitschriftenhändler – darunter auch zwei Thalia-Filialen, die den Titel nicht vorrätig hatten, obwohl die Kette auf den FAZ-Prospekten zur Comicreihe sogar als Werbepartner auftritt - aufsuchen, um mein Exemplar zu ergattern. Die erste Veröffentlichung ist mit Superman dem unbestrittenen Klassiker des Superheldengenres und damit auch dem Wegbereiter der heutigen Comicheft-Kultur (vor Supermans Durchbruch im Jahr 1938 waren Comics in erster Linie Strips in Tages- und Wochenzeitungen, die obendrein auch eher Erwachsene adressierten; das Vorwort des vorliegenden Bandes geht darauf detaillierter ein) gewidmet und beinhaltet neben acht weiteren Stories aus unterschiedlichen Dekaden und Epochen, anhand derer sich – zumindest ersten Blickes – die Entwicklung von Zeichenstilen, Formsprache und narrativer Komplexität der Reihe wie des Comics allgemein recht anschaulich nachvollziehen lassen, auch die allererste Supermangeschichte aus dem (zumindest dem Cover nach) legendärem Heft der Action Comics-Reihe, mit der Detective Comics (später schlicht: DC) ihr für lange Zeit attraktivstes Pferd im Stall großzogen. Ich bin nun beileibe kein Supi-Fachmann, aber ich würde sagen: Die Auswahl ist einigermaßen repräsentativ, also gelungen, zumal für den Einsteiger, an den sich die FAZ-Reihe wohl vornehmlich richtet.
Etwas ernüchternd fällt hingegen die äußere Gestaltung aus. Zwar hebt sich das Umschlagdesign deutlich und positiv von der Reihe des Springer-Schmierenblattes ab (diese ist für das gesunde Geschmacksempfinden eigentlich nur als ästhetische Beleidigung anzusehen, und als mit Vernunft ausgestatteter Mensch holt man sich nun wahrlich keine mit dem Bild-Logo versehenen Druckerzeugnisse ins Buchregal) – es regiert schlichte Funktionalität -, dafür muss man aber auch mit wabbeligem Softcover und dünnem Papier zufrieden sein. Bei Bild hatte man immerhin noch Hardcover erhalten, und so hätte man sich auch im Falle der Frankfurter Reie eine entsprechende Stabilität gewünscht. Aufgrund der Einschweißung schlägt das Exemplar deshalb schon Wellen, außerdem hat man das, ohnehin schon verkleinernde, Format der Bild-Comics noch etwas unterboten und nähert sich, sehr zu Lasten des Letterings, bedrohlich dem des Lustigen Taschenbuchs aus dem Hause Disney an.
Natürlich lässt sich auch über die Auswahl der Comics für die Reihe vortrefflich streiten, Kurator Platthaus räumt dies bereits in seiner Ankündigung rückhaltlos ein. Positiv gegenüber der Bild-Reihe sticht ins Auge, dass man nicht ganz so sehr ohnehin (zumindest in der allgemeinen Öffentlichkeit) weitgehend Kanonisiertes bringt. Mit Ausgaben zu Will Eisner, Prinz Eisenherz, Blueberry und Corto Maltese ist die FAZ-Reihe auch um einen zumindest vorsichtigen historischen Anspruch bemüht, während Bild mit vornehmlich Micky Maus, Asterix, Lucky Luke und Co. eher die Bestände üblich sortierter Jugendzimmer plündert. Hier wie dort fällt allerdings auf, dass man sich, leider Gottes, mal wieder nur auf das konzentriert, was ohnehin in Deutschland schon hinreichend publiziert wurde. Ein Band zur frühesten Comicgeschichte – etwa die Katzenjammer-Kids, Krazy Kat oder Yellow Kid, vielleicht als Frühahnen mit Beispielen zusammengefasst - , deren Protagonisten in Deutschland recht unterrepräsentiert und nur Comicfachleuten wirklich ein Begriff sind, wäre wünschenswert und von Platthaus sicher auch abverlangbar gewesen (zugegeben, so etwas ist immer auch eine Frage der Lizenzierung und ihrer Möglichkeit). Gleiches gilt hinsichtlich jüngerer Comicklassiker: Zuweilen muten beide Reihen in ihrer Zusammenstellung leicht onkelig an. Wo ist die Acme Novelty Library? Wo Alan Moore,
Trotz dieser Bedenken werde ich die FAZ-Reihe wohl dennoch „mitnehmen“. Auch wenn das in diesem Blog oft anders klingt, bin ich beileibe kein großer Comicspezialist und meine private Sammlung ist sehr, sehr überschaulich (meistens greife ich auf die recht gut sortierten Bestände der Berliner Bibliotheken zurück). Deshalb ist die FAZ-Reihe für mich eine relativ gute Möglichkeit, kostengünstig eine kleine Basis aufzubauen und dauerhaft im Regal verfügbar zu halten. Nur gilt für diese dasselbe wie auch für alle anderen Buch- und Filmreihen großer Zeitungen der letzten Zeit: Man hätte soo viel mehr draus machen können.
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